Montag, 2. November 2009

Wir sind da!

Wir sind um 5.25 Uhr in Frankfurt gelandet. Alle haben ihr Gepäck. Wir werden wohl gegen 8.00 Uhr in HD eintreffen.
Wir freuen uns auf Euch!

Letzter Tag:
01.11.2009

Der Wecker klingelt um Viertel vor sieben. Letztes Erwachen auf amerikanischem Boden am Tag der Abreise. Etwas verschlafen bin ich noch und schneide mich beim Rasieren über dem Kinn. Ein Stück Papiertaschentuch dämmt den Blutverlust ein.

Die Sachen sind schnell gepackt, einfach irgendwie in die Koffer gestopft. Zuhause kommen sowieso alle Kleider in die Wäsche. Plötzlich Unruhe. Wo sind die Schlüssel für Auto und Wohnung? Sie müssten doch in einer der zahlreichen zusätzlichen kleinen Fächer sein? Die Suche kostet knapp 10 Minuten und fast das Frühstück. Doch der „American way of live“ rettet mich. Der Sohn unserer Gastfamilie kommt wie gewohnt sehr spät aus seinem Zimmer. Ich hatte mich wohl innerlich darauf verlassen. Diesmal lässt er das Frühstück sogar ganz ausfallen. An Schultagen hatte er seinen Milkshake, das Müsli oder Yoghurt auch schon mal mit ins Auto genommen …

Fahrt noch einmal auf diesem wunderschönen Weg durch Chesnut Hill in Richtung Presbyterian Church. Vorbei an zahllosen Villen des 19. Jahrhunderts auf riesigen, dicht bewaldeten Grundstücken. Unglaublich die Kontraste zur Neighbourhood in German Town. Die Bebauung dort ist wesentlich dichter, kaum Gärten. Die Häuser sind ähnlich alt, aber ziemlich abgetakelt. Deutsche wohnen hier schon lange nur noch wenige.

Das Gepäck wird in einen Raum gleich neben dem Eingang zur Kirche abgestellt und der Einsatz beim Gottesdienst vorbereitet. Eine letzte Probe. Zum Glück sind alle wieder weitgehend wohlbehalten dabei. Der Gesang ist in die Messe integriert. Ich freue mich über mein persönliches Highlight, die Peace Mass. Allein um sie zu hören hat sich das Kommen gelohnt.

Anschließend Treffen mit allen zum gemeinsamen Brunch. In einem großen Saal mit Bühne und Galerie sind runde und rechteckige Tische für jeweils mehr als 10 Gäste gedeckt. Insgesamt müssen es über 200 Personen sein. Die Anspannung steigt. Spätestens jetzt wird allen Beteiligten klar, dass unsere eindrucksvolle Reise ihr Ende gefunden hat.

Reger Gedankenaustausch. Erlebnisse passieren Revue. Freudig angespannte Gesichter. Die für die Organisation Verantwortlichen ergreifen das Wort: Mr. Fitzmartin, Frau Witt, Mr. Fisher. Dank an alle, die dieses schöne Erlebnis möglich gemacht haben: Mr. Fitzmartin, Frau Witt, Mr. Fisher. Aber vor allem auch an Frau Wende-Minch, die vielen Helfer im Hintergrund und: Die sehr engagierten Gastfamilien.

Worte des Dankes, Lieder, Geschenke. Alle bilden einen großen Kreis, fassen sich an den Händen und singen ein letztes Mal gemeinsam. Die Atmosphäre ist sehr emotional, amerikanisch. Gastgeber und vor allem Gäste lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Verabschiedungen, Umarmungen, und Tränen. Ja, wir hatten eine schöne Zeit in Philadelphia und wurden von den Gastfamilien sehr herzlich aufgenommen. Vielleicht kehrt der eine oder andere zurück, für eine neue Reise, zum Studium? Auf jeden Fall werden die Kontakte gehalten, per E-Mail, im Face-Book. So prophezeit es Steve Fischer in seiner Ansprache.

Nachdem das Gepäck im Begleitfahrzeug verstaut ist bleibt genügend Zeit für individuelle Verabschiedungen. Der Bus taucht wieder mal nicht auf, weil sein Fahrer den Weg nicht findet. Verfügen Amerikaner nicht über GPS? Amerikanische Jungs kommen am besten weg. Sie sind deutlich in der Unterzahl und dürfen die deutschen Mädchen ausgiebig herzen. Wir Betreuer sind so beeindruckt, dass auch wir es uns nicht nehmen lassen, ohne einen letzten „hug“ den original amerikanischen, gelben Schulbus zu betreten, der mit ordentlicher Verspätung endlich eintrifft.

Der Busfahrer übernimmt Verantwortung für sein Missgeschick und fährt in Windeseile zum Flughafen. Wir müssen ihn fast bremsen. Keine Panne, kein Crash, kein Stau. Wir erreichen ohne weitere Komplikationen den International Airport. Gepäck ausladen, durchzählen, in Gruppen versammeln. Ab sofort tickt die Uhr rückwärts. In den Flughafen, die Rolltreppe hoch, Abgesang auf die Vereinigten Staaten - „Winde weh´n“. Abschied von Frau Wende, letztes Dankeschön, einchecken.

Und plötzlich doch noch ein Schock: Eine Sängerin hat vermeintlich ihren Pass vergessen. Katastrophe. Der Koffer wird aufgerissen, alle Kleidungsstücke fliegen einzeln durch die Luft. Bevor die Umstehenden unterstützend eingreifen können, ist sein gesamter Inhalt weit gestreut auf dem Boden verteilt. Und dann: Der Pass. Irgendwo dazwischen hat er sich wahrhaftig gefunden. Aufatmen.

Beim Sicherheitscheck müssen wir uns alle ausziehen. Nicht ganz klar, ob dieses Programm wirklich zum Standard gehört. Die Beamten scheinen Gefallen an ihrer Arbeit zu finden. Unser Handgepäck, Kleidungsgegenstände und Schuhe (!) fahren auf zahllose Plastikwannen verteilt über ein Fließband durch ein mysteriöses Gerät, welches das Gefährdungspotential unseres Gepäckes erkennen kann.

Geschafft. Alle Hürden sind genommen. Wir haben noch Zeit und können ein letztes Mal „shoppen“ gehen. Weiteres Missgeschick: Eine Boarding-Card geht verloren. Doch das bringt kaum mehr jemanden aus der Ruhe. Wir sind jetzt reiseerprobt und haben gelernt, dass es auch unterwegs für jedes Problem eine Lösung gibt. „We´ve got it“. Pünktlich nehmen wir unsere Plätze im Flieger ein und starten: Zurück nach Hause.


Hier die Fotos von heute.

1 Kommentar:

  1. Ein ausgesprochen treffender Bericht! Er spricht mir direkt aus dem Herzen - bis aufs rasieren ;-)

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